Deutsche Einzelmeisterschaft 2023
geschrieben von Katharina Minkhofer am 31.03.2023 in Kategorie Turniere

Am 25.03.2023 fand in Lich die Deutsche Einzelmeisterschaft statt. Aus NRW haben 12 Männer und 3 Frauen an dem Turnier teilgenommen.

Sonja Hülsbus aus Köln hat sich bei der Meisterschaft den dritten Platz erkämpft. Herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Erfolg.


Jugendcup 2023 in Frankfurt am 18.03.2023
geschrieben von Dr. Sigrun Caspary am 21.03.2023 in Kategorie Turniere

Jugendcup 2023 in Frankfurt am 18.03.2023

Am 18.03.2023 fand in Frankfurt der Jugendcup statt. Über 120 Kinder und Jugendliche nahmen daran Teil. In verschiedenen Kategorien ( Ohne Rüstung und mit Rüstung) und Altersklassen eingeteilt, kamen aus ganz Deutschland und der Schweiz die Kämpfer angereist um sich untereinander zu Messen.

NRW war mit Düsseldorf, Köln Dojo, Opladen, Eschweiler, Bottrop und Witten vertreten.

Inder Kategorie ohne Rüstung bis 17 Jahre erreichte Emile Ittner ( Düsseldorf) den dritten Platz

In der Altersklasse 10-12 Standen mit Shizuku Uchimura und Shunsuke Sumi zwei NRW Kenshi´s aus Düsseldorf im Finale. Den ersten Platz erkämpfte sich Shizuku in einem spannenden Kampf.

Zusätzlich konnte sich auch Hans Caspary ( Witten ) über eine Ehrung freuen. Er erhielt dank spannender und tollen Kämpfen den Kampfgeistpreis.

Alles in allem war die Veranstaltung mit den tollen, spannenden  Kämpfen  die wir sehen durften, ( die ab Viertelfinale auf einem sehr hohen Niveau stattfanden ) ein gelungener Start nach Corona.

Ein großen Dank an die Kampfrichter, den Helfern an den Tischen, den Helfern in der Cafeteria und an die Leute die im Vorfeld die Organisation geleistet haben. Ohne so viele Freiwillige die ihre Zeit für solche Veranstaltungen Opfern wäre es nicht möglich.

Hier nochmal die Platzierungen aus NRW

Kategorie ohne Rüstung bis 17 Jahre :                3 Platz        Emile Ittner               Düsseldorf

Kategorie mit Rüstung 10-12 Jahre :                  1 Platz         Shizuzu Uchimura      Düsseldorf
                                                                     2 Platz         Shunzuke Sumi         Düsseldorf

Kategorie mit Rüstung 18-21 Jahre:             Kampfgeistpreis  Hans Caspary           Witten


5. NRW Kinder- und Jugend-Training in Leverkusen-Opladen am 4. März 2023
geschrieben von Dr. Sigrun Caspary am 09.03.2023 in Kategorie Lehrgang

Hier ein kleiner Bericht zum 5. NRW Kinder und Jugendtraining.
Am Samstag den 04.03.2023 fand wieder ein gemeinsames Training in Leverkusen- Opladen statt.

Diesmal kamen 24 Kinder aus 7 Dojos zusammen (Opladen, Düsseldorf, BSV Dortmund, Kendo Dojo Köln, PSV Bottrop e.V., PSV 1926 Mönchengladbach e.V. und Eschweiler).

Geleitet wurde das Training von Sigrun Caspary, 6 Dan Renshi, mit Unterstützung von Andres Izquierdo, 4 Dan, und Torsten Jörres, 4 Dan.

Nach einer kurzen Aufwärmphase ging es auch schon los. Der erste Teil des Trainings beschäftigte sich mit der Kihon Waza mit Bokken, um im zweiten Teil nach einer kurzen Pause, die Techniken in Rüstung umzusetzen. Hier konnten die Kinder und Jugendlichen zeigen, was sie in der Kihon gelernt hatten. Auf Fußarbeit, korrekte Treffer Fläche und lautes Kiai wurde sehr viel wert gelegt. Im Anschluss gab es viele Ji- Geikos und eine kleine Wettkampf Einführung.

Die Nichtrüstungsträger waren mit Andres in einer extrahalle, wo viel Basic und Kirikaeshi geübt wurde. Da ja im Anschluss auch Prüfungen stattfinden sollten wurde auch eine kleine Prüfungsvorbereitung mit eingebaut. Zwei Motodachi stellten sich dafür den Kindern zur Verfügung.

Nach einer größeren Pause, bei der sich die Kinder stärken konnten mit einer Kuchenspende, Bananen und Müsliriegeln, fanden dann noch Prüfungen bis 1 Kyu statt.


Alle Prüflinge haben bestanden. Gratulation an euch und weiter so.

Einen GROßEN DANK an die Eltern und Betreuer der Kinder, die Fahrer für diese sind.


Kangeiko 2022 - Nominierung für Nationalteam 2023 und Dan-Prüfungen
geschrieben von Dr. Sigrun Caspary am 31.12.2022 in Kategorie News

In Lindow/Mark hat das 50. Kangeiko des DKenB stattgefunden. Aus NRW hat wieder eine erfreulich große Anzahl von Kenshi in allen Gruppen teilgenommen. Auf der Sayonara-Party wurden die Erfolge der Nationalmannschaft auf der EM 2022 gewürdigt und die Nominierung für die Kendo-Nationalmannschaft 20233 bekannt gegeben. Aus NRW mit dabei sind bei der Jugend Julian, bei den Frauen Sonja und bei den Herren Liam, Max und Moritz!. Wir gratulieren ganz herzlich und wünschen viel Erfolg auf der EM2023!

Anschließend wurden die Urkunden zur bestandenen Dan-Prüfung überreicht. Wir gratulieren Björn zum 5. Dan, Philipp zum 4. Dan und Florian zum 2. Dan.
 
Wir wünschen Euch Allen für das Jahr 2023 alles erdenklich Gute, viel Erfolg bei Euren Kendozielen und das nötige Quentchen Glück für alle Vorhaben!


Frauenlehrgang mit Donatella Castelli (Kyoshi 7. Dan)
geschrieben von Katharina Minkhofer am 30.12.2022 in Kategorie News

Am Wochenende, 26.11.-27.11, gab es einen Frauen-Lehrgang mit Donatella Castelli. Donatella Castelli hat den siebten Dan Kendo Kyoshi. Sie hat in der Vergangenheit an vielen internationalen Turnieren teilgenommen und hat sich bereits viele Jahre für das Frauen-Kendo eingesetzt.

Nach dem Aufwärmen wurden Übungen mit dem Shinai gemacht. Zuerst wurden die Grundtechniken wiederholt, um daraus andere Techniken ableiten zu können. Nach der Mittagspause wurden Nihon Kendo Kata Übungen mit dem Bokken gemacht. Rund 20 Kendoka haben an dem Lehrgang teilgenommen.


40 Jahre NWKV - René Führen
geschrieben von Maximilian Ernst am 02.12.2022 in Kategorie News

Interview mit René Führen am 23.11.22

Das Interview führte Sonja Hülsebus

S: Du hast den 7. Dan Kyoshi im Kendo und bist damit einer von wenigen in Deutschland, die das geschafft haben. Das hat sicherlich lange gedauert. Wann hast Du mit Kendo angefangen?

R: Ich mache seit 36 Jahren Kendo. Ohne Pause. Im Februar 1986 bin ich Mitglied im Bushido Köln e.V. geworden. Noch im gleichen Jahr wurde ich im Kendo Dojo Köln e.V. Mitglied.

S: Wie kamst Du zum Kendo?

R: Das war ein Zufall. Ich habe einen Zeitungsartikel über den Bushido Köln e.V. gelesen. Die haben damals u.a. Aikido, Judo und Kendo angeboten. Der Leiter des Vereins war ein ehemaliger Judo-Nationalkämpfer und der Kendo-Trainer damals war Yukio Shimizu.

Sport habe ich eigentlich schon immer gemacht. Vor allem Geräteturnen – am liebsten am Reck und am Barren – Leichtathletik und Handball. Für die asiatischen Kulturen habe ich mich auch interessiert. Also bin ich einfach mal zum Training gegangen und meine Kendo-Karriere nahm ihren Anfang.

S: Wer war damals Trainer?

R: Zuerst habe ich bei Yukio Shimizu angefangen. Als ich später dann auch Mitglied im Kendo Dojo Köln e.V. wurde, habe ich auch unter Alfred Hennemann trainiert. Damals war Alfred der jüngste 5. Dan in Deutschland, Nationalkämpfer, Vereinsvorstand im Kendo Dojo Köln e.V. und Vorsitzender vom NWKV, in Personalunion. Anfangs habe ich etwa dreimal die Woche trainiert. Montags habe ich zuerst im Bushido und immer noch am gleichen Tag abends im Kendo Dojo Köln e.V. trainiert. Das war damals schon in der Montagshalle, die wir auch heute noch benutzen. Das war mein Doppeltraining. Mittwochs habe ich im Kendo Dojo Köln e.V. und freitags noch beim Uni-Training bei Yukio trainiert. Das waren auch alle Termine, an denen man in Köln trainieren konnte.

S: Welche Personen waren noch wichtig für Dich?

R: Der Kendo Dojo Köln e.V. ist bis heute mein Kendo-Zuhause. Damals war Willi Istas, der inzwischen leider verstorben ist, die Seele des Vereins.  Er war Künstler und hat unser erstes Vereins-tenugui entworfen, das mit dem Kendo-ka, der den Dom spaltet. Gewohnt und gearbeitet hat er in der alten Wachsfabrik in Köln-Rodenkirchen. Wir hatten ihm den passenden Spitznamen „Et Höppemötzje“ gegeben. Einem Kölner braucht man den Ausdruck nicht zu erklären, für „Auswärtige“ versuche ich es: Ein Mensch, der immer gut gelaunt und sehr hibbelig ist. Immer freundlich und zu Scherzen aufgelegt. Immer hilfsbereit. Ein bisschen chaotisch, aber zielgerichtet. Rundum, einfach ein netter Mensch. Man kann auch sagen ein Lebenskünstler. Beim Kendo hat er uns auch so manchmal mit „seinen Techniken“ etwas verwirrt. Ich hoffe, dass Ihr versteht, was ich meine.

Bei Willi haben wir unsere Vereinssitzungen abgehalten und etliche Partys gefeiert. Teilweise waren sogar die Bundestrainer bei ihm untergebracht. Leider hat er den Kampf gegen den Krebs verloren, aber alle, die ihn gekannt haben, tragen ihn in ihren Herzen.

Weitere Personen, die ich unbedingt nennen möchte, sind Sofie Winkhaus und Christiane Arnolds. Christiane hat damals aus ihrer privaten Schatulle beigesteuert, damit wir uns die Startgebühren für die Deutschen Meisterschaften leisten konnten. Sofie hat den NWKV quasi reanimiert, nachdem der damalige Kassenwart die Gelder veruntreut hatte. Durch sie konnten wir zum Beispiel unsere Fahrtkosten für die Teilnahme an Wettkämpfen erstattet bekommen, ohne dass jemand mit seinem Privatvermögen etwas beisteuern musste.

S: Wie groß war die Kendo-Community, als du angefangen hast?

R: Damals gab es quasi zwei Kendo-Stützpunkte in NRW, Düsseldorf und Köln – vielleicht noch Münster. Wir haben uns dann immer regelmäßig in den einzelnen Städten bzw. Dojos getroffen und zusammen trainiert. Es gab zwar nicht so viele Kendo-Leute insgesamt, aber beim Training in Köln waren wir damals mehr als heute, also mindesten so um die zehn. Von den Leuten, mit denen ich damals trainiert habe, sind noch Roland Niewerth (7. Dan), Monika Krämer (6. Dan), Norbert Krokowsky (5. Dan), Dr. Sigrun Caspary (6. Dan Renshi), Thomas Zander (1. Dan) und Thomas Lieb (4. Dan) aktiv.

S: Was glaubst du, woran das liegt es, dass wir heute nicht mehr so viele Leute beim Training sind?

R: An der Einstellung. Heutzutage ist das Angebot einfach zu groß und die Kommunikation zu unpersönlich. Früher haben wir uns nach dem Montagstraining regelmäßig getroffen, um Alfred Hennemann regelrecht mit unseren Kendo-Fragen zu löchern und nach „Kendo-Terminen“ zu fragen.

Damals gab es noch nicht so viele Turniere. Das Dr. Goto-Turnier in Düsseldorf, das Yamashibu-Turnier in Wiesbaden, die NRW-Meisterschaft und die deutsche Meisterschaft. Nicht zu vergessen das Gasshuku und Kangeiko.

Der harte Kern der Kendo-Gruppe bestand aus Roland, Alfred, Thomas Kutzer, Monika, Willi und mir. Überall, wo es irgendetwas mit Kendo gab, sind wir hingefahren. Dieser Kontakt untereinander, auch dass man sich gegenseitig fürs Training besucht hat (Köln, Düsseldorf, Münster), das gibt es ja kaum noch. Zumindest nicht regelmäßig. Wir brauchten keine langen Absprachen über Whatsapp. Wir haben miteinander geredet, etwas ausgemacht und dann sind einfach alle gekommen. Die Einstellung, eine regelmäßige Verpflichtung einzugehen, die gibt es heute kaum noch. Also, nicht nur beim Kendo, sondern allgemein-gesellschaftlich.

S: Wie seid ihr damals ohne Internet eigentlich an eure Ausrüstung gekommen?

R: Meine ersten beiden Rüstungen habe ich bei Yamashibu-sensei bestellt. Er hat damals Iaido und Kendo gemacht und zusammen mit Dieter Ott einen eigenen Kendo-Shop gehabt. Das Yamashibu-Turnier ist auf ihn zurückzuführen, das erste hat bereits 1981 stattgefunden. Er hat damals auch die Preise fürs Turnier gesponsert.

S: Hattest du ein Vorbild oder jemanden, dem du viel zu verdanken hast?

R: Ja, mehrere. Zum einen habe ich Nakakura-sensei (Kendo Hanshi 9. Dan, Iaido Hanshi 9. Dan) auf dem nach ihm benannten Nakakura-Cup in Brüssel kennengelernt. Ich hatte leider keine Gelegenheit, mit ihm zu kämpfen. Aber ich habe gesehen, wie er alle Leute mit seinem Tsuki an die Wand genagelt hat. Er wich nie auch nur einen Millimeter zurück, für ihn ging es nur vorwärts.

Mein größtes Vorbild ist allerdings Goro Nishino-sensei (8. Dan Hanshi) aus Kochi. Er ist inzwischen leider verstorben. Ich durfte damals einige Male in seinem japanischen Dojo trainieren. Nishino-sensei hat einmal ein Jahr lang nur seinen Men-Schlag trainiert. Dafür hat er eigens ein uchikomi dai (Gummi-Dummy) und ein spezielles bokuto entwickelt. Ich durfte dieses uchikomi dai bei ihm damals auch zum Training benutzen und so ein bokuto habe ich von ihm geschenkt bekommen. Meinen Men-Schlag habe ich von ihm gelernt.

Dann gibt es noch Kurita-sensei. Er hat zwischen 2001 und 2002 einige Wochen, als er Bundestrainer in Deutschland war, bei mir gewohnt. Sein Kendo-Stil ist sehr ähnlich wie der von Nishino-sensei: Sehr gerade. Er kann zudem äußerst detailliert einzelne Techniken erklären, was mich wirklich immer wieder beeindruckt. Nishino-sensei hatte mir mal ein Buch geschenkt, eine Art Kendo-Autobiographie. Ich habe es Kurita-sensei gezeigt und er machte sich eifrig Notizen dazu. Wir beide haben also von Nishino-sensei gelernt. Kurita-sensei hat letztes Jahr seinen Hanshi-Titel bekommen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Er kommt übrigens die letzten Jahre regelmäßig mit unterschiedlichen Lehrern nach Deutschland, um ein Seminar zu halten, welches man nicht versäumen sollte.

Seit 1986 – seit Hirano-sensei (Kendo Kyoshi 8. Dan), der damals bei Willi gewohnt hat – habe ich alle Bundestrainer miterlebt und alle haben mich in unterschiedlicher Weise geprägt. Besonders möchte ich auch noch Sekiyama-sensei (Kendo Kyoshi 8. Dan) erwähnen. Als ich mit meinem Freund Alex Gilles 1995 das erste Mal in Japan war, hat er sich um uns gekümmert und herumgeführt. Ich war damals vier Wochen dort, Alex etwas länger. Wir sind in Tokyo angekommen und Sekiyama-sensei hat uns vom Flughafen abgeholt. Aber es gab keine Erholung vom langen Flug, sondern gleich ein erstes Training bei der Polizei in Tsukiji. Da gab es kein Pardon. Wir mussten wirklich Schmerzen ertragen, um über uns hinauszuwachsen. Sekiyama-sensei hat den DKenB und mich viele Jahre begleitet. Er hat sich beim Kangeiko immer um die Jugendabteilung gekümmert. Die Betreuung der Kendo-Jugend wurde später auch zu meinem Steckenpferd.

S: Was sind weitere Kendo-Erfahrungen, an die Du Dich besonders gut erinnern kannst / die Dich nachhaltig geprägt haben?

R: Eine andere Erfahrung war mit Hirano-sensei. Der Spruch „Hirano – five – five“ ist da hängen geblieben. Wir mussten damals die Fußarbeit trainieren: fünf Bahnen hin und fünf Bahnen zurück. Manchmal haben wir eigentlich beim Training nichts anderes gemacht. Das ging nicht, ohne dass wir uns die Füße getapt haben. Keiner wollte sich die Blöße geben, wegen ein paar Blasen an den Füßen aufzuhören.

Ich möchte noch einmal auf das Jahr 1995 zurückkommen. Das war nicht nur „Kendo-Urlaub“, sondern wir, Alex und ich, durften an dem internationalen Seminar der japanischen Kendo-Föderation in Kitamoto teilnehmen – im Hochsommer! Jährlich suchte der DKenB Kendoka aus, die dort hinfliegen durften. Das war schon eine extreme Erfahrung für mich. Ca. 50 Teilnehmer aus der ganzen Welt treffen sich dort, um mit hochrangigen japanischen Lehrern zu trainieren. Zu dem Zeitpunkt gab es nur einen großen Raum, indem alle geschlafen haben. Nur getrennt durch eine flexible Trennwand, die quer durch den Raum ging. Keinerlei Privatsphäre. Um 22:00Uhr war Bettruhe, man musste sich ab- und anmelden, wenn man in die Stadt gehen wollte. Alkohol war nur in einem verschlossen Schrank, usw. Das war für einen selbstständigen, erwachsenen Mann wie mich eine große Herausforderung.

Das sind für mich wichtige Kendo-Erfahrungen. Über seine eigenen Grenzen zu gehen ist eine Voraussetzung dafür, sich weiterentwickeln zu können. Das geht natürlich nur, wenn man es auch will. Und das ist jedem freigestellt. Wenn man alles gegeben und es trotzdem nicht gereicht hat, dann ist das halt so. Aber wenn man es gar nicht erst richtig versucht hat, nun, das ist dann eine andere Sache.

S: Hast du ein Kendo-Motto oder Leitsatz?

R: „Irjendwatt jeht immer!“ Wenn es irgendein Problem oder Hindernis gibt, gibt es auch immer einen Weg, weiterzumachen. Selbst wenn man sich nur hinsetzt und zuguckt, also mitori geiko macht, unabhängig davon, ob man Trainer ist oder Trainierender. Als Trainer ist man immer noch mehr gefordert, anwesend zu sein. Wenn man selbst nicht aktiv mittrainieren kann aber trotzdem kommt, hilft das auf jeden Fall auch, andere zu motivieren. Vielleicht kann man wegen einer Verletzung nur suburi machen oder nur Fußarbeit. Aber irgendetwas geht halt immer. Voraussetzung ist natürlich, dass man hingeht und da ist, auch wenn man nicht mittrainieren kann. Die persönliche Schiene, den Kontakt zu anderen zu halten, ist für mich das Wichtigste. Egal wo man hinfährt in der Welt, bei der Kendo-Gemeinde ist man immer herzlich willkommen. Aber wie gesagt, man muss auch hingehen.

S: Was möchtest Du (jungen) Kendoka mit auf den Weg geben?

R: Man sollte auf jeden Fall zu vielen verschiedenen Lehrern gehen, um viele Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Indem man merkt, „aha, das passt zu mir, das nehme ich mit“, findet man seinen ganz persönlichen Kendo-Weg. Dafür muss man viel ausprobieren. Eine Herausforderung dabei ist, dass der Lehrer den Schüler akzeptieren muss. Und das ist wiederum der Punkt, den Sigrun so schön mit „Demut ist ein Wort, das Kendo einem beibringt“ erklärt. Aber auch Dankbarkeit ist wichtig. Man muss gegenüber allen Menschen dankbar sein, die einem überhaupt ermöglichen, Kendo zu praktizieren: Vom Anfänger bis zum 8. Dan, den Eltern, die ihren Kindern diese Möglichkeit geben, den Betreuern – um nur einige zu nennen.

Kendo ist ein Komplettpaket: shiai, jigeiko, Dan-Prüfungen und vor allem: Andere Leute weiterzubringen durch die eigenen Erfahrungen. Man sollte sich stets selbst weiterbilden, zum Beispiel, indem man an Kampfrichter-Lehrgängen teilnimmt. An Turnieren teilzunehmen ist die eine Sache. Eine andere, zu erkennen, wann Punkte Punkte sind. Mit Monika habe ich einmal einen Lehrgang von Rainer Jättkowski mitgemacht, wo er recht lange einfach nur erklärt hat, wie man als Kampfrichter seine Fahnen richtig handhabt.

Zusätzlich kann man sich auch einbringen, indem man unterschiedliche Positionen füllt. Zum Beispiel, im eigenen Verein einen Posten wie den Vorstand zu übernehmen. Oder sich für die Jugend einzusetzen. Oder als Kampfrichter zu den Turnieren zu gehen.

Kendo ist nicht einfach nur ein Sport, sondern eine Lebenseinstellung: Respekt gegenüber anderen Leuten und vor allem die langjährigen Beziehungen zu Menschen, die auch Kendo machen, sind für mich sehr wichtig. Kendo ist halt kein Sport. Man kann Kendo bis ins hohe Alter machen, auch wenn man schon 80 oder 90 Jahre alt ist. Das ist das Faszinierende.

Die Jugend ist für mich allerdings das A und O im Kendo. Das ist der Hauptgrund, warum ich 2001 das Amt als Jugendreferent im DKenB übernommen habe. Kinder und Kendo passen gut zusammen: Man lernt Selbstdisziplin, Selbstbewusstsein, das Miteinander und hat eine körperliche Betätigung. Man lernt auch Verpflichtungen einzugehen, indem man regelmäßig zum Training kommt. Ein wichtiger Faktor, den man nicht unterschätzen sollte, sind allerdings die Eltern. Durch eine gute Kommunikation kann man die Eltern mit in das Kendo-Leben ihrer Kinder einbinden. Das ist wichtig, gerade weil Kendo keine Massensportart ist, so wie Fußball. Die Jugend ist ein Schatz, ein takara, den man hegen und pflegen muss.

Nicht vergessen darf man „unsere“ Altvorderen vom DKenB, denen mein ganzer Respekt gilt. Wolfgang Demski (7. Dan Kyoshi), Dr. Paul-Otto Forstreuter (7.Dan Kyoshi) und Rainer Jättkowski (7.Dan Kyoshi). Sie haben den DKenB aufgebaut und auf den Weg gebracht, den wir bis heute beschreiten. Respekt! Das ist auch so eine Sache, die nicht nur im Kendo, sondern auch in der Gesellschaft vielfach abhandengekommen ist: Respekt gegenüber den Älteren, den Eltern, den Lehrern, anderen Menschen gegenüber. Das ist in Japan noch etwas anders. Ob im Dojo oder außerhalb wird dem Lehrer gleichermaßen Respekt gezollt. Respekt kann man nicht einfordern, den muss man sich verdienen. Das gilt besonders für die Trainer bzw. Lehrer.

Vorbild sein heißt u. a., sich selbst immer wieder zu hinterfragen, auch Fehler einzugestehen und zu ihnen zu stehen. Gerade bei uns, also beim Kendo, ist das aus meiner Sicht sehr wichtig. (Das ist wie schon einmal erwähnt ein allgemein-gesellschaftliches Problem. Das weiter auszuführen, würde den Rahmen diese Interviews sprengen, daher möchte ich mit diesen Worten schließen.)

Ganz zum Schluss möchte ich mich bei den Initiatoren bedanken, welche die Idee zu den Interviews hatten und die sie geführt haben.


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